Armin Torbecke

Mediationsausbildung • Gewaltfreie Kommunikation • Trainings

Der Wolf wird zur Giraffe

Hannoversche Allgemeine Zeitung, Stadt-Anzeiger, Do. 28. Okt. 2004  (Artikel-Scan: hier)

Lehrer und Eltern schlagen Alarm wegen zunehmender Gewalt unter ABC- Schützen. An der Hoffmann - von - Fallersleben - Schule in Bothfeld sollen Konflikte durch Worte gelöst werden.

Beim Bolzen auf dem Pausenhof wurde gespuckt und getreten, kleine Neckereien uferten schnell zu Rangeleien aus, Viertklässler warfen sich gegenseitig Schimpfwörter an den Kopf – körperliche und verbale Gewalt, gehörte in den Klassenräumen und Fluren der Bothfelder Hoffmann – von – Fallersleben – Schule ebenso zum Alltag wie in vielen anderen Grundschulen auch. „Wir hatten auch schon Rituale entwickelt, um aggressive Schüler mit ihren Opfern zu konfrontieren und sie zu bewegen, sich mit ihren Taten auseinander zu setzen“ , erzählt Ute Freudenstein. Gemeinsam mit Kollegen, Eltern und Schülern ist die 51-Jährige Schulleiterin nun noch einen Schritt weitergegangen. In einer Projektwoche zum Thema „Gewaltfreie Kommunikation“ will der Mediator Armin Torbecke vom „Zentrum für gewaltfreie Kommunikation Steyerberg“ erreichen, dass sich die Erst- bis Viertklässler genauer kennen lernen und Gefühle und Bedürfnisse des anderen besser einschätzen lernen. Nach Lehrern und Eltern will der Trainer nun die Kinder mit den bewährten Methoden des Urhebers der „Giraffenschule“, Marshall Rosenberg, vertraut machen. Die „Giraffensprache“ soll helfen, den Blick auf die eigene und die fremde Wertschätzung zu richten. Im Gegensatz dazu steht die „Wolfssprache“ , die alle unguten Gedankenmuster, mit denen die Kinder aufgewachsen sind, widerspiegelt. „Die Jungen und Mädchen sollen ihr Befinden auf klare und konstruktive Weise mitteilen, um Missverständnisse zu vermeiden“ sagt Torbecke. Drei Versuche braucht der siebenjährige Faisal, um den gleichaltrigen Daniel auf zuvorkommende Art davon zu überzeugen, warum er nun unbedingt ganz vorn in der Schlange stehen möchte. Vordrängeln ist verboten – aber ein nettes Wort kann Wunder wirken. So wird Faisal, der Wolf, zur zahmen Giraffe. Lina, Jessica und Mubarez machen sich in einer ruhigen Ecke auf dem Flur über ganz andere alltägliche Situationen Gedanken, etwa über einen Streit mit dem besten Freund oder der liebsten Freundin. Und sie lernen, den Mitschülern die eigenen Befindlichkeiten mitzuteilen: Lina malt ein weinendes Gesicht, Mubarez kann seine Gefühle schon in Worte fassen. „ Ich bin enttäuscht“, steht da ganz klein geschrieben. „Das ist erst ein Anfang, aber in jedem Fall die Basis für ein nachhaltiges gewaltfreies Miteinander“, resümiert Ute Freudenstein begeistert. von Piepo-Schwien