Armin Torbecke

Mediationsausbildung • Gewaltfreie Kommunikation • Trainings

Bekenntnis zur Gewaltfreiheit blieb

Mindener Tageblatt, 26.03.02

Ein halbes Jahr nach dem Terroranschlag erzählt Armin Torbecke von seinen Eindrücken

Von Rouven Zaremba Minden/Steyerberg (rz).

Armin Torbecke ist Augenzeuge der Terroranschläge auf das World Trade Center am 11. September. „Ich bin froh, noch leben zu dürfen,“ sagt er, wenn er ein halbes Jahr später an die Geschehnisse zurückdenkt. Allerdings ist er auch dankbar alles miterlebt zu haben. „Ich habe viel gelernt“, erzählt er am Anfang jeder seiner Vorträge, die er regelmäßig hält, um die Menschen über die Katastrophe zu informieren. Er möchte, daß man über die Geschehnisse nachdenkt und den Frieden nicht als etwas Selbstverständliches betrachtet. Der 32 Jahre alte Mann aus Steyerberg arbeitet als Mediator. Seine Aufgabe ist es, Menschen dazu zu bringen, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Aus diesem Grund war er für ein halbes Jahr in Oregon in den USA, um dort zwei Praktika im Bereich der Konfliktlösung zu absolvieren. Dort hat er mit jugendlichen Straftätern zusammengearbeitet. Die Anschläge bezeichnet er als großen Konflikt. Sie haben ihn in seiner Auffassung nur noch verstärkt. „Ich weiß jetzt, daß ich in meinem Leben mit der gewaltfreien Konfliktlösung das Richtige mache“ , sagt Armin Torbecke. „Die Gefühle kommen immer wieder aufs Neue in mir hoch. Sie sind allerdings nicht mehr so stark wie damals“, sagt er, wenn er an die Geschehnisse zurückdenkt. Armin Torbecke fuhr am Vorabend des Anschlages mit dem Bus von Chicago Richtung New York. Von dort aus wollte er zuerst Bekannte auf der Insel Staten Island besuchen und sich im Anschluß auf die Heimreise begeben. Auf der Busfahrt zur Insel konnte man beobachten, wie ein Flugzeug in das Gebäude flog. „Es war das erste Mal überhaupt, das ich vom World Trade Center gehört habe. Zuerst dachte ich mir nicht viel dabei und wollte meinen Weg einfach fortsetzen“, beschreibt er. Er war jedoch dazu gezwungen, seinen Plan zu ändern, als kurz darauf die Türme einstürzten. Auf einmal war alles voller Rauch, Staub und Asche, was ihm die riesigen Dimensionen des Unglücks zeigte. Torbecke faszinierten vor allem die Menschen. „Alle redeten miteinander und versuchten zu helfen. Er benötigte einige Zeit, bis er alles aufgenommen hatte, wusste allerdings während des gesamten Tages nie, was er machen sollte. Zu diesem Zeitpunkt traf er die Amerikanerin Megan, eine 40-jährige Frau, die zusammen mit ihrem Mann und zwei Kindern in New York lebt. Sie bot ihm an, bei ihr und ihrer Familie für einige Zeit zu wohnen, da der Flughafen geschlossen wurde und er so nicht nach Hause fliegen konnte. Dort blieb er dann für eine Woche. Sein Gepäck hatte er in einem Cafe im evakuierten Bereich von Manhattan abgestellt, und sollte es auch erst kurz vor seiner Abreise eine Woche später wieder bekommen. „Megan war eine sehr wichtige Person für mich, die mir viel geholfen hat“, erzählt er gefasst. Die Art und Weise, mit der die USA den Terror bekämpfen, lehnt er ab. „Die Lage in Afghanistan macht mich nicht glücklich. Es ist ein Erfolg, der auf Macht und Gewalt basiert“, sagt er. Solch ein Frieden ist nach seiner Auffassung nicht von langer Dauer. Die Menschen müssten miteinander reden und sich zuhören, damit man die Probleme lösen könne. Trotz der Geschehnisse bei seinem Aufenthalt möchte Armin Torbecke noch einmal zurück nach New York. Dort möchte er Megan besuchen und sehen, wie sich die Lage im früheren Vorzeigestadtteil von den USA bis jetzt verändert hat. Allerdings waren bei seinem Vortrag im Bildungswerk und Forum kürzlich in Minden nur 5 ältere Personen anwesend. „Das zeigt, dass die Menschen die Vorkommnisse sehr schnell vergessen und ihrem Alltag nachgehen.“ Torbecke hingegen versucht dies durch seine Vorträge zu verhindern und mahnt vor ähnlichen Vorfällen in der Zukunft.